Mittwoch, 16. April 2014

Meine erste Farm in Thailand: Daruma Eco-Farm

Seit Montag den 7. April lebe und arbeite ich auf einer Farm in Bang Phra. Das ist ein kleiner Ort am Meer, südlich von Bangkok. Für alle die es genau wissen wollen, >>>hier<<< findet ihr den Link zu Google Maps.

Die Farm heißt Daruma Eco-Farm und wird von Neil Willmann (Amerikaner, der seit fast 10 Jahren in Thailand lebt) und seiner thailändischen Frau Su betrieben. Die Farm steht ganz im Zeichen nachhaltiger Permakultur. Das heißt, dass sich möglichst alles in dauerhaften funktionierenden naturnahen Kreisläufen befindet sodass alle Ressourcen optimal genutzt werden. Ein einfaches Beispiel: Wenn Bananenbäume geschnitten werden müssen, dann fressen die Schweine die Wedel, ihr Kot wiederum wird als Dünger für andere Pflanzen verwendet, die wiederum andere Aufgaben erfüllen etc. Dabei gilt es, möglichst wenig nicht nutzbaren Abfall zu produzieren und gänzlich auf künstliche Dünger, Seifen oder sonstige chemische Zusätze zu verzichten.
Permakultur wird hier als grundsätzliche Lebenseinstellung gelebt.
Im momentanen Zustand ist die Farm nicht kommerziell, erwirtschaftet also so gut wie gar keinen Umsatz, da kaum Erzeugnisse verkauft werden. Neil arbeitet als Physikprofessor ein einer nahe gelegenen Universität und seine Frau Su ist Stewardes. Es wird allerdings angestrebt, die Farm zu einem Non-Profit-Unternehmen zu entwickeln, das zwar keinen Gewinn erzielt, sich aber durch seinen Umsatz selbst trägt.
Zur Farm gehört auch noch eine Mosaikschule für Kinder. Da ich während der Ferien da bin, ist diese allerdings geschlossen. Die Farm hat auch eine eigene Website: http://ecovillage.asia/

Bevor ich weitere Details zur Farm, meinen Aufgaben und Erlebnissen beschreibe, hier ein paar Bilder vom Anwesen:

Das Farmhaus von vorne
Die Zufahrt zum Haus
Ein Teil des großen Anbaus, in dem sich auch die Mosaikschule befindet
Das Anwesen von einem der Felder aus gesehen
Meine Aufgaben hier sind so vielfältig wie die Pflanzen- und Tierarten auf dem Hof.
Was die Pflanzenwelt betrifft, so kann ich gar nicht alles aufzählen was in den verschiedenen Gärten und auf den Feldern wächst. Daher nenne ich nur einige Beispiele. Gemüse: Zucchini, Auberginen, Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Mais, Kürbisse, verschiedene Salatarten, viele verschiedene Kräuter, ... Obst: Bananen, Mangos (beides schmeckt reif vom Baum einfach unglaublich gut!), Ananas, Wassermelonen, Rosenäpfel (eine thailändische Apfelart) und vieles mehr. Außerdem werden Futterpflanzen für die vielen Tiere angebaut.
Ich habe diese Vielfalt florale ein wenig mit Fotos einzufangen versucht:

Einer der Gemüsegärten

Bei der Arbeit an den Bananenbäumen
Der Rosenapfel
Wasserintensive Bepflanzung mit einem Kanalsystem
Dieses Feld ist noch in Arbeit...und hat mich einige Mühe und Schweiß gekostet!
Natürlich müssen all diese Pflanzen regelmäßig gegossen, geernet, gepflegt und ggf. neue gepflanzt werden. An meinen ersten Tagen war zum Beispiel das Schneiden der Bananenbäume eine meiner Aufgaben. Auch Unkraut jäten und gießen gehörte natürlich dazu.
Besonders in Atem gehalten hat mich und die Frau mit der ich zusammen auf dem Hof arbeite (zu ihr weiter unten mehr) allerdings das neu angelegte Feld (siehe letztes Foto oben). An den ersten drei Tagen haben wir um das gesamte Feld herum einen Wassergraben gegraben (man kann ihn auf dem Foto oben bereits erkennen). Nur mit Schaufeln. Bei fast 40 Grad und 80% Luftfeuchtigkeit sowie ohne Schatten war das ziemlich herausfordernd. Der Farmer hatte hier nicht nur den Aufwand unterschätzt (er dachte, es seien nur ein paar Stellen zu vertiefen bis das Wasser fließen kann...in der Tat musste aber um fast das komplette Feld herum tiefer gegraben werden) sondern auch kein gutes Timing bewiesen indem er diese Aufgabe an zwei Tagen jeweils um die heißeste Mittagszeit herum angesetzt hatte. Diese Rückmeldung habe ich ihm dann auch gegeben, woraufhin die weiteren Tage eindeutig etwas rücksichtsvoller geplant worden sind.

Zum Glück floss das Wasser dann, als endlich geflutet wurde.
Um diese kleinen Pflänzchen dreht sich alles. Auch das Neupflanzen von Reihen und das tägliche Gießen aus dem Kanal gehören zur Feldpflege
Die Tierwelt auf dem Hof ist ebenfalls vielfältig. Ich sortiere nach Größe: Schafe, Schweine, ein Hund, ein Truthahn, Enten, viele Hühner, Hähne und Küken, Katzen und Fische. Soweit zu den "mit Absicht" angesiedelten Tieren :-) Außerdem kreuchen und fleuchen hier Schlangen, Geckos, Ameisen, Tausendfüßler und...Spinnen. Es gibt hier die hübsche Wolfsspinne (wer will kann ja mal googeln). Sie ist handtteller-groß und beisst wenn man aus versehen auf sie tritt. Ich muss sagen, dass ich trotzdem recht ruhig schlafe, weil mein Bett von zwei Moskitonetzen um- und unterspannt ist. Auch als die Spinnen mir beim Aufräumen auf der Farm ein paar Mal begegnet sind, hielt sich der Schock in Grenzen.
Sie gehören nun einmal zu diesem tropischen Paradies dazu. Es macht wenig Sinn sich über sie zu ärgern oder sich zu sorgen, wenn man sich doch so gerne im tropischen Sommer aufhalten möchte :-)
Aber nun zurück zu den anderen Tieren: Sie werden hier in vorbildlichster und sehr artgerechter Weise gehalten und sind augenscheinlich alle in hervorragendem physischen wie psychischen Zustand.
Die Schweine sind sehr gesellig und lautstark...besonders wenn sie Hunger haben!
Die Schafe sind nicht nur clever, sondern auch ziemlich rabiat. Das macht sie zu sehr guten Ausbüchsern. Hier habe ich sie mitten in einem erneuten Ausbruchsversuch erwischt...wir sind fast täglich am Verbessern der Zäune :)
Besonders süß ist dieses jüngste Lamm. Es wird, da seine Mutter leider gestorben ist, noch mit der Flasche gefüttert. Da ich das auch schon ein paar Mal gemacht habe, rennt es inzwischen schon freudig auf mich zu wenn es mich sieht :-)
Der Truthahn sieht nicht nur imposant aus, auch die Geräusche die er von sich gibt sind ziemlich respekteinflösend :-)

Auf diesem Bild sieht es zwar so aus, als wären die Hühner eingesperrt, das sind sie aber nicht, denn...
...im Hühnerstall herrscht Open-door-policy. Weswegen das Federvieh auf der ganzen Farm frei herumläuft und einem bei der Arbeit zuschaut.
Einer der drei Fischteiche
Das Füttern aller Tiere, das Ausmisten der Ställe und die Reparatur der Gehege gehören auch zu meinen Aufgaben.
Da momentan, wie bereits oben erwähnt, Ferien sind und daher keine Kinder in die Mosaikschule gehen (in welcher auch Sprachen und Naturwissenschaften unterrichtet werden), ist auf dem Hof sehr wenig los. Ich bin die einzige Volunteerin, während ansonsten oft bis zu fünf gleichzeitig da sind, die auch Teile des Unterrichts und der Kinderbetreuung übernehmen.

Ich lebe und arbeite auf der Farm mit Deborah zusammen. Deborah kommt aus Amerika und hat sich nach einigen Jahren der Berufstätigkeit im Gesundheitswesen dazu entschieden, ihre Leidenschaft für nachhaltige Landwirtschaft zukünftig zum Beruf zu machen. Deswegen zog sie mit ihrem achtjährigen Sohn Arthur Ende 2013 auf die Farm nach Thailand, um hier für insgesamt zwei Jahre zu leben und alles Handwerkszeug zu lernen. Sie ist Mitte 40 und studierte Biochemikerin.
Der Farmbesitzer Neil und seine Frau leben selbst nicht auf der Farm, weswegen Deborah, Arthur und ich hier die Zeit vor und nach der Arbeit zu dritt verbringen. Beide sind sehr nett und umgänglich. Nachdem ich mich an ihre etwas chaotische Art gewöhnt hatte, klappt auch das Zusammenarbeiten mit Deborah sehr gut.

Deborah und ich auf dem Markt des Dorfes Bang Phra (vom Hof aus ca. 15 Minuten zu Fuß). Das Foto hat ihr Sohn geschossen.
Wegen seines asiatischen Vaters sieht Arthur genau aus wie die Thai-Kinder, weswegen es öfter zu Missverständnissen kommt, da er (noch) kaum Thai spricht. Er wird von verschiedenen Lehrern auf dem Hof unterrichtet.
So sehen unsere Feierabende aus - lesen oder schreiben auf der Farm
Da Neil sehr viel an der Universität ist um dort zu unterrichten, hatte ich besonders in den ersten Tagen kaum Kontakt zu ihm. Er kam lediglich morgens, verteilte die Aufgaben und ging wieder. Erst nach einigen Tagen nahm er sich die Zeit für ein paar Gespräche. Während seiner Zeit bei der Navi war Neil viel in Deutschland, daher konnten wir über einige Städte und Erlebnisse dort sprechen.

Das erste Mal richtig in die thailändische Familie von ihm und seiner Frau Su und in Kultur des Landes mit einbezogen gefühlt habe ich mich zur Feier des Neujahrsfests.
Der traditionelle thailändische Mondkalender beginnt Mitte April. Das Neujahrsfest "Songkran" ist das wichtigste Fest des Jahres und findet vom 13. - 15. April statt. Da Songkran auch das Fest der Säuberung und Reinigung ist, ist es auch Tradition sich gegenseitig mit Wasser nass zu spritzen. Besonders in den Städten führt das zu riesigen Wasserschlachten. Außerdem werden die Feierlichkeiten natürlich genutzt um Zeit mit der Familie zu verbringen. Deswegen kamen vergangenen Montag einige Mitglieder der thailändischen Verwandschaft sowie amerikanische Freunde, die auch in Thailand leben, um gemeinsam zu kochen und zu essen. Das Tolle ist: Fast alle Zutaten für das Festmahl kamen aus eigenem Anbau. Es gab Fisch aus den eigenen Teichen, der zum einen gegrillt und zum anderen mit verschiedenstem Gemüse zu einem tollen Eintopf verwandelt wurde.
Ich tat was ich in der Küche eigentlich am besten kann und schnibbelte stundenlang nach Anweisung einer der Tanten Gemüse. Anschließend half ich alles wieder sauber zu machen, wofür ich von eben dieser Tante mit Liebesbekundungen überhäuft wurde :-)

Mit den Bildern von diesem schönen Abend möchte ich meinen Blogbeitrag zu meinem ersten Hof in Thailand abschließen. Am Montag den 21. April geht es mit dem Zug nach Chiang Mai, wo sich mein zweiter Hof befindet.

In dieser tollen Küche (das Bild zeigt nur die Hälfte) kann man sich wahrlich austoben
Das Fangen, Ausnehmen und Grillen der Fische war Männersache


Zur Vorspeise gab es Krebse
Der Rest des Fischs wurde zusammen mit...
...verschiedenem Gemüse (mein Arbeitsplatz!) ...
...gebraten im Wok...
...und unter Zugabe der richtigen Gewürze (alles sehr scharf!) zu einem leckeren Eintopf.


Montag, 14. April 2014

Eindrücke von Bangkok (Spannende Stadt - viele Bilder :-))

Obwohl ich nun schon eine Woche auf der ersten Pharm in Bang Phra (ein Dorf am Meer südlich von Bangkok) bin, will ich nun zunächst noch meinen Blogbeitrag zu meinen Eindrücken von der Stadt Bangkok veröffentlichen. Einen Blogbeitrag zur Farm gibt es dann im Verlauf der Woche.

Zunächst in aller Kürze ein paar Fakten: Wie ich bereits in den vorherigen Beiträgen erwähnt habe, ist Bangkok seit 1782 die Hauptstadt von Thailand, nachdem die vorherige Hauptstadt Ayuttaya gestürzt worden war. Die Stadt hat 8,3 Millionen Einwohner, in der gesamten Metropolregion leben fast 15 Millionen Menschen.
Bangkok ist im Jahresdurschnitt (28,4 Grad) die heißeste Hauptstadt der Welt. Der April ist der wärmste Monat des Jahres. Während meines Aufenthalts hatte es jeden Tag ca. 35 Grad :-). Die Luftfeuchtigkeit ist mit fast 80% sehr hoch.
Es gibt ein massives Problem mit dem Umweltbelastung durch den extremen Verkehr. Der Smok ist so stark, dass ich mehrere Tage immer dann heftiges Kopfweh hatte, wenn ich mich draußen aufgehalten habe (das Klima war dafür nicht der Auslöser, denn auf dem Land habe ich diese Probleme nicht). Große Teile der Bevölkerung sind gesundheitlich stark davon betroffen.
Auch das Abwassersystem ist sehr schlecht, weswegen es lokal zu extremer Geruchsentwicklung kommt.

Kulturell ist Bankok sehr attraktiv. Es gibt über 400 buddhistische Tempel und Klöster, das größte Nationalmuseum Südostasiens, ein Nationalmuseum, eine Nationalbibliothek, den Königspalast und zahlreiche Universitäten.

Ich finde ja, dass man eine Stadt am besten kennenlernt, indem man so viel läuft wie möglich. Ich suche mir also ein möglichst entlegenes Stadtviertel aus, fahre dort mit dem Bus hin (Bangkok hat eines der größten Busnetze der Welt) und laufe dann mithilfe einer Karte bis komplett zurück ins Zentrum. Das nimmt zwar manchmal 7 - 8 Stunden in Anspruch, dafür bekommt man die Stadt aber auf eine Art und Weise mit, die über das Abklappern von Touristenattraktionen hinaus geht.
So bin ich auch in Bangkok durch die unterschiedlichsten Stadtviertel und Gegenden gezogen.

Ich versuche euch mit meinen Fotos einen Eindruck davon zu verschaffen, wie ich die Stadt wahrenommen habe.

Der allererste Eindruck war der einer Großstadt, wie man sie kennt.


Beim zweiten Hinsehen fiel mir besonders der extrem dichte und laute Verkehr auf. Und die Gleichgültigkeit, mit dem die Einheimischen ihm begegnen bzw. ihr Leben teilweise in mitten des Verkehrs verbringen.




Wie in vielen Großstädte, fallen auch in Bangkok die großen sozialen Unterschiede der Bewohner ins Auge. Da ich bisher aber nur westliche Großstädte kannte, ist die extreme räumliche Nähe von Armenbehausungen und Luxuswohnsiedlungen und -Hotels für mich neu. Auch Zusammentreffen von Tradition und Moderne im Bild der Stadt ist teilweise sehr spannend.


Mitten in der Stadt findet in einem Tempel eine traditionelle buddhistische Zeremonie statt, die für jedermann offen ist.
Bewohnte Baracken vor mit Sicherheitspersonal abgeriegelten Luxushochhäusern
Ein rießiges Nobel-Einkaufszentrum...
...vor dem man für umgerechnet 90 Cent ein komplettes Abendessen kaufen - und direkt am Straßenrand essen kann.
Natürlich musste ich mir auch die berühmt berüchtigte Khao San Road anschauen - das Ballungszentrum für partywütige junge Thailandtouristen. Wer auf der Suche ist nach deutschem Bier, europäischem Essen, amerikanischer Musik und ein paar klischeehaften Thai-Spezialitäten, die an den westlichen Geschmack (und die Preise!) angepasst worden sind - hier wird er fündig!
Ein ganz normaler Mittag am Bahnhof :-)
In einem Stadtpark wird Tai Chi geübt.
Ein absolutes Highlight der Stadt waren für mich die Märkte. Märkte an sich kennt man ja aus allen Städten. Aber die Märkte in Bangkok sind vor allem eines: voller! Und zahlreicher! Eigentlich besteht fast die ganze Stadt aus einem einzigen großen Markt. Besonders am Wochenende. Wo unter der Woche einige Stände am Straßenrand stehen, wachsen am Wochenende rießige Märkte wie Pilzkolonien aus dem Boden. Eng gedrückt presst man sich durch Gassen oder über Plätze und kann - je nach Markt - so ziemlich alles kaufen. Essen und Trinken aller Art, Kleidung, Schuhe, Schmuck, Taschen und weitere Accessoires, Souvenirs, Dekoration, Blumen, Massagen usw.
Hier ein paar Impressionen:

Unter der Woche mittas - ruhig und gesittet
Am Wochenende abends - ein Massenvergnügen :-)


Ich habe alles probiert! Am besten schmeckten mir die Maden, weil sie noch am meisten Eigengeschmack hatten. Die Heuschrecken, Kakerlaken und Schaben schmeckten eigentlich nur wie Heu.


Fleisch- und Wurstspieße sind sehr beliebt. Es gibt sie in sehr vielen Varianten.

An meinem letzten Abend in Bangkok fand auf dem zentralen Platz vor dem Grand Palace ein Drachenfest statt. Das war ein sehr schöner Abschied von dieser faszinierenden Stadt!


Goodbye Bangkok!