Montag, 22. September 2014

Bildergeschichten aus Hawaii

Meine letzte Woche hier auf Hawaii bricht morgen an. Kommenden Montagabend geht mein Flieger zurueck in die Heimat. Ich freue mich schon sehr auf zuhause, habe jedoch auch einigen Respekt vor der Rueckkehr in das neue alte Leben.
Zu diesem Thema werde ich aber einen gesonderten Beitrag schreiben. Entweder kurz vor dem Rueckflug oder vielleicht auch erst von zuhause aus.

Heute moechte ich euch einfach anhand einiger Bilder zeigen, wie meine Tage auf Hawaii so aussehen. Ich starte mit Eindruecken vom Strand, dann geht es weiter mit dem Aushelfen auf einer anderen Farm und dem Besuch von Pearl Harbor. Anschliessend komme ich zu meiner neuen Leidenschaft Yoga sowie der alltaeglichen Arbeit und Freizeitgestaltung auf der Farm.

Viel Spass beim Anschauen!

Die zahlreichen wunderschoenen Straende sind natuerlich Ausflugsziel Nummer 1. Mit dem Auto sind sie nur wenige Minuten von der Farm entfernt.
Wenn es an Feierabenden zum Strand geht will jeder noch einem Platz im Auto ergattern :-)
Am Feiertag "Labor Day" (Tag der Arbeit) ist es hawaiianische Tradition am Strand zu grillen und auch in Zelten am Strand zu uebernachten. Das haben wir auch gemacht - und hatten grossen Spass! Hier sah ich auch meinen ersten Regenbogen auf Hawaii (davon gibt es hier sehr sehr viele, der Regenbogen ist ein Symbol fuer die Inseln).

Erst gestern habe ich gemeinsam mit einigen anderen Volunteeren bei einem grossen Benefizdinner auf einer Farm mit Bildungsprojekten fuer Kinden in der Nachbarschaft ausgeholfen. (Wer es sich genauer anschauen will: Die Institution heisst Hoa`Aina o Makaha und hier findet ihr die Website: www.hoaainaomakaha.org). Wir wurden als Servicekraefte eingesetzt und bedienten die zahlungsfreudigen Gaeste. Das hat richtig Spass gemacht :-)

Die vielen Helfer durften sich im Anschluss an das Event an den Resten bedienen: Sehr leckeres Essen sowie viele Blumen :-)
Vergangenes Wochenende besuchten einige von uns Pearl Harbor. Der geschichtstraechtige Hafen befindet sich auf der selben Insel wie meine Farm (Oahu). Die Gedenkstaette sowie die Museen vor Ort sind sehr gut, interessant und politisch neutral gestaltet. Ausserdem ist der Hafen ja bis heute das Hauptquartier der Pazifikflotte der US Navy.
Das Wrack des beim Angriff durch die Japaner am 7.12.1941 im Hafen versenkten Schiffs kann besichtigt werden.
Das Memorial fuer die beim Angriff verstorbenen US Soldaten.
Die andere Seite des Memorials...natuerlich inklusive Touristen, wie ich es ja selbst auch einer bin...
...doch die Art und Weise, wie sich manche im Kontext einer Kriegstragoedie inszenieren fand ich ziemlich befremdlich. Deswegen gibt es auch keine Bilder von mir vor den Gedenkstaetten und Ausstellungsstuecken.


In meinem Alltag spielt neben der Arbeit auf der Farm Yoga eine grosse Rolle. Ich geniesse dieses Zusammenspiel aus echtem koerperlichen Workout und seelischer Balance durch Meditation sehr. Hier habe ich definitiv etwas gefunden das ich beibehalten moechte.
Fuer die zukuenftiger Website meiner Yogalehrerin (Krisa, 24 Jahre alt) haben sie und ich ein kleines Fotoshooting gemacht.




Die Arbeit auf der Farm macht nach wie vor Spass. Ich muss sagen, dass ich hier auch am meisten von allen bisherigen Hoefen ueber die Landwirtschaft lerne. Unsere Chefs sind sehr bemueht darin, uns die Hintergruende unserer Aufgaben zu erklaeren und uns in die groesseren Zusammenhaenge und Ablaeufe der Farm einzuweihen.
Wir haben frisch ganz viele kleine Kuecken bekommen - sehr suess :-)
Ein kleiner Ausschnitt der Salatfelder im Morgenlicht.
Die Farm verfuegt auch ueber eine grosse Aquaponik-Anlage mit Fischen
Beim Salatwaschen findet man interessante Dinge, wie dieses Blatt in Herzform :-)
...ausserdem entdeckt man auch Wurzelgemuese mit ganz eigenen Gesichtszuegen :-)
Das Tragen von Blumen hinter dem Ohr gehoert hier fest zum normalen Outfit von Frauen.
Blumen hinter dem rechten Ohr bedeuten, dass die Frau Single ist. Hinter dem linken Ohr getragen zeigen sie an, dass die Frau vergeben ist.
An unseren freien Tagen und Abenden entspannen wir (wenn wir nicht gerade am Strand sind) auf der Farm.
Abendessen aller Farmarbeiter im Restaurant
Vergangene Woche hat die Familie einer Volunteerin, welche zu Besuch da war, fuer alle gekocht. Das war eine spassige Aktion mit vielen Helfern in der Kueche.
Ein gemuetlicher Film-Nachmittag im gemeinsamen Wohnzimmer, wobei die meisten vom Film nicht viel mitbekommen haben (inklusive mir...zu sehen auf der blauen Couch :-))

Wie ihr seht, versuche ich alles was ich erlebe fuer mich zur Erinnerung und fuer euch, damit ihr daran teilhaben koennt, festzuhalten.
Ich hoffe, auch diese Bildergeschichten haben euch gefallen :-)


Donnerstag, 11. September 2014

Mein eigenes kleines Projekt auf Kahumana: Kunst-Workshop mit Kindern der Obdachlosenhilfe

Heute kann ich euch von etwas Besonderem berichten - meinem eigenen kleinen Projekt, das ich im Rahmen der Kahumana Community realisieren konnte.

(Leider muss ich diesen Beitrag an einem amerikanischen PC schreiben, weil ein kleines Teil des Ladekabels meines PCs nicht da ist und ich diesen daher nicht benutzen kann - ich bitte die unbequem zu lesenden Umlaute zu entschuldigen :-))

In meinem letzten Beitrag berichtete ich ja ueber die verschiedenen Aktivitaetsbereiche der Kahumana Community. Dabei erwaehnte ich auch Ohana Ola, Das Programm für Obdachlose Familien. Nochmal kurz die Info: Das Programm bietet zur Zeit 150 Familien (600 Personen!) Unterkunft und Verpflegung. Dabei werden zahlreiche Maßnahmen unternommen, um die Teilnehmer zurück in die Gesellschaft und das Arbeitsleben zu integrieren. Auf der eigenen Farm und im eigenen Restaurant lernen vor allem junge Teilnehmer die grundlegenden Regeln des Arbeitens im Team, Schnittstellen mit vielen staatlichen Organisationen bieten viele Joboptionen.

In einem Skype-Gespraech mit Sascha entstand die Idee, dass ich doch meine (neue und alte) Leidenschaft - die Kunst bzw. das kreative (Er-)schaffen - in die Community einbringen sollte. Sprich, die Kunst nutzen um im Rahmen der Community etwas Tolles fuer die Mitglieder zu realisieren.
Gleichzeitig koennte das ein erster Schritt in eine Richtung sein, in die ich mich auch grob beruflich entwickeln moechte.

Also wurde die Idee geboren, fuer die Kinder der in Ohana Ola lebenden Familien einen Kunstworkshop anzubieten, bei dem sie selbst kreativ sein koennen.
Da es ein erklaertes Ziel der Community ist, alle Teilbereiche verstaerkt miteinander zu verbinden, kam noch ein weiteres Detail hinzu: Die Kahumana Farm (auf der ich arbeite) veranstaltet jeweils am ersten Freitag eines Monats einen sogenannten "First Friday" - ein Event mit Musik und Essen, bei dem ein Film auf einer grossen Open-Air Leinwand gezeigt wird. In dieses Event sollen verstaerkt regionale Kuenstler und die anderen Kahumana-Programme einbezogen werden.
Auf diesem Event koennte man einige der von den Kindern geschaffenen Werke verkaufen um so nicht nur die Familien in das Farm-Geschehen zu integrieren, sondern auch Geld fuer ein paar kleine Wuensche der Kinder zu sammeln.

Gesagt - getan...fast. Zunaechst traute ich mich nicht recht, die Idee mit den hiesigen Chefs zu besprechen. Kahumana ist (wie ich in meinem letzten Beitrag beschrieben habe) eine riesige Organisation mit Management-Strukturen wie jeder grosse Betrieb. Da einfach etwas Neues reinzubringen ist nicht mal eben so getan.
Ich schlug die Idee aber schliesslich doch dem Farm-Manager (meinem direkten Vorgesetzten) vor, welcher die Idee prinzipiell gut fand, aber auf den damit verbundenen Aufwand aufmerksam machte und mich fuer Weiteres an den Generel-Manager von Kahumana verwies. Als ich mich zwei Tage spaeter an diesen wendete, war die Idee bereits im Managementmeeting besprochen worden und er Feuer und Flamme. Er schlug vor, die Kunstrichtung "Farm-Art" zu waehlen, um die Verbindung zur Farm noch deutlicher zu machen. Das heisst, es werden Materialien aus der Natur (Blaetter, Zweige, Blueten, Samen, Steine usw.) benutzt, um Kuunst zu schaffen.
Direkt im ersten Gespraech setzte er einen Termin fest und verschickte per Mail die Info an Mitarbeiter. In nur anderthalb Wochen (genau einen Tag vor dem "First Friday") sollte es stattfinden. Ich war begeistert!
Dass diese schnelle Umsetzung nicht bei allen Beteiligten gut ankam und mir zunaechst die Verantwortung fuer dieses draengende Vorgehen gegeben wurde, erfuhr ich bei einer spaeteren Besprechung mit dem Farm-Manager. Tief durchatmen, willkommen in der "echten Welt" und tun was noetig war: die Tatsachen klarstellen, alle mit ins Boot holen und gleichzeitig das Ganze in die Tat umsetzen ohne den Anderen Mehraufwand zu bescheren (das wollte ich auf jeden Fall vermeiden!). Ich informierte also fortan alle Beteiligten ueber die naechsten von mir vorgenommenen Schritte und hielt jeweils Ruecksprache dazu; Erstellen der Flyer fuer das Event um diese in Ohana Ola auszulegen, Erstellen der Einkaufsliste und Aufteilen der Einkaeufe, Besuch der Anlage und des Raums und vor allem: Zusammensammeln von Farm-Materialien.
Die Idee war zwar, dass die Kinder auch selbst Materialien aus der Natur sammeln, aber ich wollte einen Grundstock liefern, auf den zurueck gegriffen werden kann.

Mit einigem Aufwand schaffte ich es, alles bis zum Tag des Events zu erledigen. Und ich muss zugeben, ich war doch etwas aufgeregt: Wie wuerde es mit den Kindern werden? Von einigen Mitarbeitern wurde ich (wie sich speater herausstellte unnoetigerweise) mehrfach gewarnt, dies seien nicht "die braven Kinder die ich aus Deutschland kenne". Sie kaemmen alle aus schwierigen sozialen Verhaeltnissen und seien daher oft schwer zu handeln. Wuerden ueberhaupt Kinder erscheinen, die mitmachen wollen? Oder wuerden ich und die vier anderen Farm-Volunteere, die mich vor Ort unterstuetzten, ganz alleine da stehen?

Waehrend die Kinder noch in der Schule waren bauten wir im Gemeinschaftsraum der Anlage unsere Materialien auf. Als die ersten Kinder von der Schule kamen, sprach ich sie direkt auf dem Flur an, ob sie Lust haetten, Kunst selber zu machen. Ich hatte in den Tagen zuvor ein Beispielbild geschaffen (allerdings noch ohne bunte Farben, welche die Kinder zur Verfuegung haben wuerden) um zu zeigen, wie "Farm-Kunst" aussehen kann (siehe Foto).

Und siehe da - die meisten Kinder waren begeistert! Einige wollten gar nicht erst zum Mittagessen gehen, sondern gleich bei uns bleiben. Vor allem die Jungs waren zwar zunaechst zu cool um Interesse zu zeigen, kamen dann aber wenige Minuten spaeter zurueck und wollten doch auf jeden Fall mitmachen. Alle ueberlegten bereits, wie ihr Bild aussehen sollte. Da wir noch einige Minuten zu ueberbruecken hatten bis wir mit dem Workshop beginnen durften, schickte ich die Kinder schon auf die Suche nach Natur-Materialien ueber die Anlage. Alle waren mit Feuereifer dabi und kamen mit tollen Blaettern, Blueten, Zweigen und vielem mehr zurueck, die sie verwenden wollten.

Um15 Uhr ging es schliesslich los. Mit ca. 15 Kindern die bereits mit uns warteten begannen wir den Workshop. Bereits wenige Minuten spater waren es 20 Kinder, nach einiger Zeit hatten wir alle Muehe, den 30 (!) anwesenden Kindern gleichermassen Aufmerksamkeit zu schenken.
Aber von schlechten Manieren war nichts zu bemerken, im Gegenteil. Wir alle wurden mit dem hawaiianischen Hoeflichkeitstitel "Auntie (Tante)" fuer Frauen und "Uncle (Onkel)" fuer Maenner angesprochen. Die Kinder teilten sich brav alle verfuegbaren Materialien und stellten sich als ich die Malutensilien austeilte sogar in einer Reihe auf.
Doch was das Tollste war: Ihre Gesichter strahlten! Fuer viele war es das erste Mal, dass sie mit so vielen Materialien (wir hatten nur einige Farben, Kleber, kleine Sticker-Augen und die Farm-Materialien!) selbst etwas schaffen durften. Dabei war ihre Kreativitaet ganz unglaublich.
Ich habe viele Bilder gemacht und kann euch daher nun mit Fotos einen Eindruck davon vermitteln, wie der Workshop aussah und vor allem was die Kinder Tolles geschaffen haben:

Hier noch einige Bilder der Werke samt der Kuenstlerinnen und Kuenstler:

Am Ende des Workshops fragten wir die Kinder, ob sie ihr Werk gerne behalten moechten oder wir versuchen duerfen, es fuer sie am "First Friday" der Kahumana Farm an Besucher zu verkaufen. Die fuenf Dollar pro Bild wuerde jedes Kind dessen Bild verkauft wird natuerlich selbst bekommen. Die Kinder waren von der Idee begeistert.
Gleich am naechsten Tag fand der "First Friday" statt. Ich baute dort einen kleinen Stand auf, um die Bilder auszulegen. Andere Volunteere verkauften selbstgemachte Seifen oder selbstgeschossene und gerahmte Fotos. Es kamen einige Gaeste, vor allem um im Restaurant zu essen und gemeinsam den Film zu schauen. Ich hatte mir von den Verkaeufen nicht allzu viel versprochen und war dann ganz begeistert, als ich insgesamt sogar 12 Bilder verkaufen konnte!
Mein Stand am "First Friday"
Stolze Kaeufer eines der Werke :-)
Noch diese Woche werde ich die Kinder von Ohana Ola wieder besuchen um den Kuenstlern deren Werke verkauft worden sind ihr selbst verdientes "Gehalt" zu ueberreichen. Die anderen Kinder bekommen ihre Bilder natuerlich zurueck und koennen sie behalten.
Alle Beteiligten waren vom Erfolg des Projekts begeistert und wollen es nun regelmaessig jeden Monat vor dem "First Friday" veranstalten.

Bevor ich Kahumana verlasse werde ich einen kleinen Projektplan erstellen und meinen Nachfolgern in dieser Aktion hinterlassen. Ich freue mich, dass ich hier etwas Schoenes starten konnte, das den Kindern Freude macht, sie stolz macht und ausserdem die Farm und Ohana Ola miteinander verbindet.