Montag, 25. August 2014

Kahumana Community Hawaii "Beschützer des Geistes"


Seit zwei Wochen bin ich jetzt als Volunteer Teil der Kahumana Community auf der hawaiianischen Insel Oahu. Es wird also Zeit, dass ich euch ausführlich berichte was ich hier tue :)

Daher nutze ich den Sonntagmorgen um diesen Blogbeitrag zu schreiben und vor allem viele Bilder hochzuladen.

Was ist Kahumana?
Kahumana ist eine Non-Profit Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, eine integrative, gesunde, produktive und auf Landwirtschaft basierende Gemeinschaft zu schaffen, die Obdachlosen, Menschen mit Behinderungen und Jugendlichen aus armen Verhältnissen unterstützt. Der Name bedeutet "Beschützer des Geistes".
Die Dachorganisation heißt Alternative Structures International (ASI). Das Unternehmen beschäftigt mehr als 80 Festangestellte. Als Non-Profit Organisation wird natürlich sämtlicher Gewinn wieder in die Projekte investiert. Die Bandbreite an Projekten ist beeindruckend. Unterhalb der ASI befinden sich:
1. Kahumana Farm: Die Farm produziert Salat, verschiedenste Sorten Gemüse wie Karotten, Auberginen, Kohl, Fenchel, rote Beete, Bohnen u.v.m., viel Obst (Papaya, Passionsfrucht, Mango, Sternfrucht, Sauerkirschen etc.), Eier und Hühnerfleisch, Fisch, sowie Gewürze und vieles mehr das ich gar nicht alles aufzählen kann. Die Farm ist streng organisch, das heißt es werden keinerlei Pestizide oder künstliche Dünger verwendet. Die Produkte werden auf zwei Märkten in der Woche verkauft, an regionale Restaurants geliefert und im eigenen Restaurant verwendet. Damit komme ich zum zweiten Punkt.
2. Kahumana Café und Restaurant: Im eigenen Restaurant verpflegt Kahumana nicht nur seine Mitarbeiter und Volunteere, sondern bietet auch sehr hochwertiges Essen für Gäste an. Dabei werden hauptsächlich farmeigene Produkte verwendet.
3. Bed and Breakfast: Um weitere Mittel für die sozialen Projekte der Community zu gewinnen, bietet Kahumana ein sehr schönes Bed and Breakfast für Touristen.
4. Kahumana Retreat: Auf der Farm finden mehrmals die Woche Yogakurse unterschiedlicher Lehrer statt. Außerdem kann man Massagen buchen. Wir Volunteere können die Yogakurse kostenlos besuchen. Ich hätte es ja nicht gedacht, aber ich bin jetzt schon süchtig nach dieser tollen Verbindung von körperlichem Training und spirituellen Übungen.
5. Kahumana Learning Center: Auf dem Farmgelände finden regelmäßig Workshops zu landwirtschaftlichen Themen statt. Außerdem können Gruppen sogenannte Farmtage buchen, um organische Landwirtschaft kennen zu lernen
6. Das Programm für Obdachlose Familien heißt "Ohana Ola O Kahumana". Zur Zeit bietet es 150 Familien (600 Personen!) Unterkunft und Verpflegung. Dabei werden zahlreiche Maßnahmen unternommen, um die Teilnehmer zurück in die Gesellschaft und das Arbeitsleben zu integrieren. Auf der eigenen Farm und im eigenen Restaurant lernen vor allem junge Teilnehmer die grundlegenden Regeln des Arbeitens im Team, Schnittstellen mit vielen staatlichen Organisationen bieten viele Joboptionen.
7. Das Programm für Erwachsene mit geistigen Behinderungen und Entwicklungsstörungen heißt "Hale Lana O Kahumana". Die Teilnehmer werden von Fachpersonal betreut und helfen auf der Farm und im Café aus. Bereits in meinen ersten zwei Wochen konnte ich beobachten, wie neue Mitglieder in der Zusammenarbeit mit uns Volunteeren aufblühen und einen tollen Beitrag zum Farmleben liefern.
8. Eine große Kantine bietet Jugendlichen aus sehr armen Verhältnissen ein Mittagessen. Die Küche produziert 5000 (!) Essen pro Tag. Häufig ist dieses kostenlose Mittagessen die letzte Mahlzeit des Tages für die Kinder und Teenager.

Schaut euch auf jeden Fall die Website von Kahumana an: www.kahumana.org

Das Restaurant
Ein Teil des Restaurants von innen
Die zwei Farmchefs Kiliih und Christian
Das "Farmoffice" im Zentrum der sehr großen Farm
Salatfeld
Dieser Baum ist innerhalb von nur 40 Jahren gewachsen! Er wuchs angeblich aus einem Sames des Baumes unter dem Buddha wochenlang saß ohne sich zu bewegen bis er Erleuchtung fand.
Alle Kahumana Aktivitäten stehen unter folgendem Motto: Die Art und Weise, wie wir mit den schwächsten Mitgliedern unserer Gesellschaft umgehen, definiert uns als Menschen und als Nation. Die Gemeinschaft mit ihren Projekten wird getragen durch die Werte Achtsamkeit (maka’ala), Empathie (aloha) und Teamarbeit (lokahi). Dieser Geist wird auf der Farm spürbar gelebt. Jeder wird so angenommen wie er ist, ohne dass Probleme ignoriert oder Konfrontationen vermieden werden. Es ist ein sehr guter Ort.

Was ich auf Kahumana mache:
Jetzt habt ihr also einen groben Überblick, in was für einer tollen Organisation ich mich hier befinde. Momentan gibt es 10 Volunteere auf Kahumana. Wir werden nur in der Farmarbeit und im Café beschäftigt. Aber wie oben beschrieben gibt es dabei viele Überschneidungen mit den anderen Projekten, weswegen wir viel mit unterschiedlichsten Kahumana Mitgliedern zusammen arbeiten. Die Arbeitstage sind sehr gut strukturiert und das Arbeiten macht einfach Spaß. So sieht mein Tagesablauf aus:
6:00 Uhr aufstehen um um 6:30 Uhr zur Arbei zu erscheinen. Momentan bin ich in dem Team das sich morgens um die Fischteiche kümmert. In der ersten Woche war ich dem "Hühner-Team" zugeteilt. Nachdem die Teams ihre morgendlichen Arbeiten beendet haben treffen sich alle auf dem großen Salatfeld um zur über den Bergen aufgehenden Sonne Salat zu ernten. Salat ist eines der meistverkauften Produkte der Farm. Wir ernten und waschen täglich um die 20 Kilogramm.
Um 8:00 Uhr gibt es Frühstück. Danach wird um 9:00 Uhr weiter gearbeitet bis es um 12:30 Uhr Mittagessen gibt. Die Mittagspause geht bis 15:00 Uhr, Feierabend ist um 17:30 Uhr. Freitags wird nur bis 12:30 Uhr gearbeitet.
Nach dem Frühstück steht immer als erstes das Waschen des zuvor geernteten Salats an. Dabei stehen wir alle um Spülbecken herum, hören Musik und reden :-) Die Arbeiten am Nachmittag sind sehr vielfältig. Bisher habe ich neue Felder angelegt, Bewässerungssysteme aufgebaut, Samen und Keimlinge gepflanzt, Felder gedüngt, Unkraut gejätet, viele verschiedene Pflanzen geerntet und im Gewächshaus gearbeitet.
Hier einige Bilder von der Farmarbeit:
Morgendliches Salaternten
Wie man an Michelles Lachen sieht: Die Stimmung ist trotz der frühen Stunde sehr gut.
Farmeigene T-Shirts
Salat waschen :-)
Zwischen 60 und 120 Eier werden jeden Tag eingesammelt
Kohlfelder
Papayas
Limetten
Pomelos
Bananen
Chillis
Sonnenblumen
Passionsfrucht
Auberginen
Kaffeebusch im Gewürz- & Kräutergarten
Mangos

Meine Freizeit verbringe ich hauptsächlich beim Yoga oder am Strand. Ab und zu unternehmen wir auch Wanderungen in die Umgebung, gestern waren wir außerdem in Honolulu. Am Wochenende besuchen wir andere Farmen in der Umgebung und man kann an verschiedenen Workshops teilnehmen.

Traumhaftes Ambiente für Yogasessions
An Vollmond gab es ein besonderes "Fullmoon-Yoga" Event...
..mit anschließendem Buffet und Zusammensitzen
Die gesamte riesige Anlage ist sehr liebevoll gestaltet und lädt zum Umherwandern ein. So hat zum Beispiel jede Religion ihren eigenen kleinen Tempel (ich habe noch nicht alle fotografiert).


       
Auf Fototour mit Fabian und Anna, zwei Volunteere
Früh morgens
An das nach Feierabend an den Strand fahren könnte ich mich definitiv gewöhnen. Das Wasser hier ist angenehm warm, aber nicht so heiß wie in Thailand. Die Strände sind traumhaft schön.

Mir geht es hier sehr sehr gut. Die Mischung aus toller Arbeit, einer guten Gemeinschaft, tropischem Klima, Strand, Sonne, sehr gesundem Essen und viel Yoga könnte besser nicht sein.


Montag, 11. August 2014

Anreise nach Hawaii mit Zwischenstopp auf den Fiji Inseln

Am Freitag den 8. August früh morgens ging mein Flug von Sydney nach Hawaii - eigentlich. Nachdem meine Reisedokumente nun vollständig waren, kam die nächste Hürde auf meinem Weg nach Hawaii: Das Wetter. Bereits am Flughafen Sydney teilte man mir mit, dass man mich nur bis zum Zwischenstopp auf den Fiji Inseln buchen könnte weil aufgrund eines Hurricans über Hawaii sämtlicher Flugverkehr auf die Inseln eingestellt wurde.
Auf Fiji wurde mir dies nochmal bestätigt und ich suchte mir also ein günstiges Hostel in der Stadt Nadi direkt am Flughafen. Da es sich beim Wetter um "höhere Gewalt" handelt, übernimmt die Fluggesellschaft keine durch den Flugausfall entstehenden Kosten. Ich fand ein Hostel für nur umgerechnet sechs Euro inklusive Frühstück bei dem auch die Abholung vom Flughafen kostenlos war.

Da ich von den Fiji Inseln zuvor nichts außer den Namen gehört hatte, habe ich mich mal ein wenig informiert: Fiji wird zu den pazifischen Inselgruppen Melaniesiens gezählt. Es gehört zum Kontinent Australien/Ozenanien und liegt nordöstlich von Australien. (Ozeanien ist kein Kontinent im geologischen Sinne, die gesamte Inselwelt nordöstlich von Australien wird so bezeichnet.)
Seit 1970 ist Fiji unabhängig vom Vereinigten Königreich. Im gleichen Jahr trat es dem Commonwealth bei. Seit 1987 ist es eine Republik und seit einem Putsch 2006 herrscht eine Militärregierung.
Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Melanesiern und Indern. Die Amtssprachen sind Fijianisch, Fiji-Hindu und Englisch.
Und jetzt zu meinem Eindruck: Das Wetter ist genau nach meinem Geschmack: tropisch-heiß. Die Menschen denen ich begegnete waren sehr nett und hilfsbereit. Bei meinem Stadtspaziergang fiel ich allerdings auf wie ein bunter Hund. Die Melanesier sind dunkelhäutig und haben ein afrikanisches Aussehen. Touristen schienen fast keine in der Stadt zu sein. Alle grüßten mich mit einem freundlichen "Bula" und die meisten sprachen perfektes Englisch. Das Stadtbild war durch drei Dinge geprägt: den anstehenden Karneval, die Werbeplakate mit den Rugbystars des Landes (Das Rugbyteam Fijis ist international sehr erfolgreich!) und der gerade stattfindenden Parlamentswahl (den ersten demokratischen Wahlen seit dem Putsch 2006).
Wegen des Karnevals war auf einem großen Platz neben der Markthalle ein Rummel aufgebaut. Es gab einfache Riesenräder und Karussells, Popcorn und viele Grillstände. Dabei tönte von fast jedem Stand eine andere laute Musik. Die meisten Menschen gehen alle barfuss, die Kleidung ist ziemlich einfach und eher traditionell: Blumenprints, bunte Muster und lange Kleider. Auch die Männer tragen häufig einfache etwas über knielange gerade Röcke. Ich fühlte mich nicht wohl dabei, in diesem gutbesuchten Rummel als einzige Touristin weit und breit die große dicke Nikonkamera auszupacken und wie wild Fotos zu machen. Deswegen habe ich nur einige Aufnahmen mit meinem Handy gemacht.
Nach einer sehr guten Nacht im Neuner-Schlafsaal des Hostels, den ich ganz für mich allein hatte, und einem Frühstück mit viel Kaffee fuhr ich am Samstag den 9. August mit einem öffentlichen Bus zum Flughafen weil der Airportshuttle des Hostels nur zweimal am Tag und zu für mich ungünstigen Zeiten fuhr.
Damit startete direkt der nächste (aber nicht letzte!) ungeplante Umweg dieser Reise nach Hawaii...
Der Flughafen von Nadi ist ziemlich klein, weswegen ich vom Bus aus nicht erkennen konnte welches die richtige Haltestelle war (kein großes Flughafengebäude o.ä. zu sehen). Der Fahrer wusste zwar, dass ich am Flughafen raus musste und hatte auch meinen Rucksack vorne neben sich stehen weil der Bus recht voll war, es fiel ihm aber erst drei Haltestellen zu spät wieder ein. Also stoppte er, rief nach hinten, dass ich doch zum Flughafen wollte und ließ mich aussteigen. Ich dachte also, das sei die richtige Haltestelle zum Flughafen. Allerdings wunderte ich mich, dass außer Feldern, ein paar Gärten und einem kleinen Haus nichts zu sehen war. Der Fahrer zeigte grob in eine Richtung die Straße zurück und aufs Feld hinaus und meinte der Flughafen sei "just there". Also stieg ich aus und begann die Straße zurück zu laufen. Als ich dann feststellte, dass ich keine Ahnung hatte wo ich bin und kein Flughafen in Sicht war, fand ich das kurz weniger lustig. Nach einigen Minuten Fußmarsch konnte ich aber ein paar Bauarbeiter nach dem Weg fragen. Sie zeigten weiter die Straße hinunter und meinten, ich müsse diese nur noch 15 Minuten entlang laufen. Als ich auf diesem Weg andere Bushaltestellen sah wusste ich definitiv, dass ich schlicht zu spät ausgestiegen war. Der Flughafen ist sehr flach und kaum ausgeschildert, sodass man ihn eigentlich erst sieht wenn man direkt davor steht. Ich musste mich noch zweimal bei Passanten vergewissern, dass ich auf dem richtigen Weg bin bis ich schließlich ankam.
25 Minuten Fußmarsch sind selbst in der Sonne bei 30 Grad ziemlich aushaltbar. Auch dass ich noch ca. 25 kg Gepäck in Form von zwei Rücksäcken mit mir schleppte (großer Backpacker auf dem Rücken, kleiner vor der Brust) machte eine so kurze Zeit noch nicht wirklich anstrengend. Aber meine Schultern fingen irgendwann doch zu schmerzen an, weswegen ich mir am Flughafen zum ersten Mal überhaupt einen Gepäckwagen besorgt habe :-)

Das Check-in klappte dann problemlos und das Flugzeug flog fast pünktlich ab. Nett war noch der Kommentar eines Mitreisenden zum anderen: "Meine Frau meint, es soll einen anderen Hurricane geben - wir können also zwischen den beiden Hurricans landen." Sehr beruhigend. Vor Honolulu stoppte das Flugzeug in Apia, der Hauptstadt von Samoa. Hier steigen manche Passagiere aus und neue ein. Ein bisschen wie in einem Zug :-)
Der Flughafen in Apia und unser Flugzeug
Am Samstag den 9. August kurz nach Mitternacht war ich dann schon auf Hawaii. Obwohl ich erst am 8. August morgens in Syndey losgeflogen war und eine Nacht in Nadi übernachtet hatte - die Zeitverschiebung kann einen ganz schön verwirren :-) Von Sydney nach Hawaii reiste ich insgesamt 20 Stunden "in die Vergangenheit".
Am Flughafen wurde ich von dem Beamten am Immigration-Counter ausführlichst interviewt. Er konnte kaum glauben, dass ich alleine reise und war vor allem über meinen ersten Aufenthaltsort auf Hawaii erstaunt, der sehr abgelegen und sogar in der Nähe seines Hauses liegt: "Wie hast du das denn gefunden?!".
Mit dem Ratschlag, ich solle bloß gut auf mich aufpassen, ließ er mich schließlich ziehen. Ich nahm einen Bus vom Flughafen bis zum Anfang der Straße an der die KAHUMANA Farm liegt. Es war allerdings noch zu früh für den Bus der direkt zur Farm fährt, sodass ich mich nach einigem Warten dazu entschloss, loszulaufen. Die Lualualei Homestead Road ist eine sehr lange Straße. Sehr lang. Und da kein Bus an mir vorbei fuhr, lief ich immer weiter bis ich nach einer Stunde ankam. Dagegen waren die 25 Minuten auf Fiji ein Witz :-) Aber es hat mir nicht wirklich viel ausgemacht und die Schultern taten nach einer Weile auch gar nicht mehr so weh.
Die lange Lualualei Homestead Road im Morgengrauen.
Nun bin ich seit einem Tag auf der KAHUMANA Farm. Hier nochmal die Website: www.kahumana.org
Es ist super schön und die Menschen sind sehr freundlich und entspannt. Neben mir gibt es noch sieben andere Volunteere. Wir erhalten drei Mahlzeiten pro Tag aus der Küche des Restaurants. Das Essen ist sehr gut. Ich teile mir ein Zimmer mit einer anderen Anna aus Deutschland :-). Auf der Farm werden unglaublich viele Gemüse-, Salat- und Obstsorten angebaut. Es gibt außerdem Hühner, Gänse, Fische, Katzen und weiteres Getier. In den kommenden Tagen lerne ich bestimmt viel und kann dann genauer berichten was es alles gibt. Samstag und Sonntag sind freie Tage, daher ist morgen erst mein erster Arbeitstag.
Hier ein paar erste Eindrücke von der Farm:
Sternfrüchte (ich hatte diese zuvor noch nie am Baum wachsend gesehen!
Mangos
Das Haus in dem wir Volunteere wohnen
Hibiskus
Die beeindruckenden Farmhäuser der Familie
Ein kleiner Teil der Gartenanlagen
Die Kapelle
Der nahe gelegene Strand :-)