Freitag, 18. Juli 2014

Zweite Arbeit in Australien: Sanctuary Retreat Mission Beach

Seit zwei Wochen bin ich jetzt bei meinem zweiten Arbeitsplatz in Australien, einem wunderschöne Yoga-Retreat im Regenwald im nördlichen Queensland, nur 10 Minuten von den traumhäften Stränden von Mission Beach entfernt.
>>Hier<< findet ihr den Link zu Google Maps. Dort könnt ihr sehen wo genau ich bin.
Es gibt viel zu berichten (und viele viele Bilder zu zeigen!) aus den letzten zwei Wochen, daher versuche ich diesen Blogbeitrag folgendermaßen zu strukturieren:
1. Das Retreat
2. Das Leben als Volunteer und meine Arbeit
3. Die Natur um mich herum (schon mal so viel: Flora und Fauna gehen hier ganz schön ab ;-))
4. Unternehmungen

1. Das Retreat
Das Retreat (direkt übersetzt: Rückzugsort) besteht aus 20 Bungalows (eher luxuriös ausgestattet) und 15 Hütten (einfachere kleine Unterkünfte für weniger Geld) und beherbergt hauptsächlich Yoga-Gruppen aber auch Hochzeitsreisende und Touristen die sich einfach eine Weile vom Reisetrubel erholen möchten. >>Hier<< findet ihr die Website des Retreats auf der man einen sehr guten ersten Eindruck bekommt.
Es wird von dem Besitzer Paul und seiner Frau Hazel betrieben die auch die Köchin des Hauses ist. Die Anlage ist in einen der vielen Berge des Regenwalds gebaut der sich direkt hinter dem Strand erhebt. Nur mit wirklich dafür ausgelegten Geländewagen kann man die steile Straße hinauffahren. Es gibt aber einen kleinen durch den Regenwald gearbeiteten Pfad auf dem man zu Fuß in etwas über zehn Minuten den Berg erklimmen kann.
Hier einige meiner Bilder von der Anlage:
Der Haupteingang
Im Hintergrund erkennt man den großen Balkon der zum Meer hin zeigt.
Der Restaurant- und Barbereich
Eine der einfachen Hütten. Von den Bungalows konnte ich leider noch keine guten Bilder machen aber auf der Website des Retreats gibt es einige schöne.
Einige der Hütten haben Außenbäder - wie ich finde sehr malerisch!
Der Pool

2. Das Leben als Volunteer und meine Arbeit
Die einzigen Festangestellten des Retreats sind der Besitzer und Manager Paul, seine Frau Hazel (Köchin) und die Haushälterin Vicki. Es sind immer zwischen vier und sieben Volunteere da, die unterschiedliche Aufgaben im Haus und auf der Anlage übernehmen. Man wird hier als Volunteer sehr sehr gut, fair und freundlich behandelt. Es ist geradezu ein Musterbeispiel, wie gutes Volunteering im Rahmen des WWOOFer Netzwerks funktionieren sollte.
Jeder arbeitet fünf Stunden am Tag, sechs Tage die Woche.
Wir haben eigene eigene kleine Zimmer in denen wir zu zweit schlafen. Ich hatte in den ersten Tagen sogar ein Zimmer für mich. Inzwischen teile ich es mit einer sehr coolen Kanadierin. Wir haben unser eigenes Bad und können abends oft den großen Yoga-Raum benutzen, der direkt über unseren Zimmern ist, um auf dem Flatscreen Filme zu schauen.
Allerdings hat der Yoga-Raum über uns auch ein paar Nebeneffekte. Morgens ab 6:00 Uhr oder 7:00 Uhr (je nach dem Zeitplan der aktuell anwesenden Yogagruppe) fängt es an: Stampfen, meditative Gesänge, Rufe und Summlaute, manchmal in Kombination mit Musik – die Yogakurse! :-)
Da ich aber die frühe Schicht um 7:00 Uhr arbeite macht mir das wenig aus weil ich bereits wach bin.
Es gibt auf der Anlage für alle Gäste eine Gemeinschaftsküche, falls diese nicht jeden Tag alle Mahlzeiten im Restaurant bestellen möchten. Diese Küche nutzen auch wir Volunteere. Uns steht dort ein Kühlschrank und ein Regal voller Lebensmittel zur Verfügung die täglich (!) aufgefüllt werden. Es mangelt wirklich an gar nichts. Frühstück und Mittagessen bereiten wir uns dort selbst zu. Das Abendessen wird uns immer von der Köchin frisch zubereitet und wir essen es alle gemeinsam im Restaurant des Hauses (siehe Bild oben). Hazel ist eine ausgezeichnete Köchin und macht richtig leckere Gerichte. Alle Lebensmittel und Mahlzeiten sind hier sehr gesund und zum Großteil aus Produkten direkt aus der Region. Es ist beeindruckend was für ausgezeichnete und gesunde Gerichte hier gezaubert werden.
Damit komme ich zu meiner Arbeit. In den ersten Tagen war ich der Haushälterin Vicki zugeteilt die für den Zimmerservice zuständig ist. Gemeinsam kletterten wir zwischen den Bungalows und Hütten umher (alles hier ist sehr steil am Hang gebaut), wechselten Betten, reinigten die Zimmer und Bäder und wuschen täglich viele Maschinen Handtücher und Bettbezüge. Nach einigen Tagen wurde ich der Küche zugeteilt wo ich seitdem arbeite. Mein Tag beginnt mit dem Reinigen des Restaurants und der Bar. Anschließend poliere ich Besteck und gehe der Köchin mit kleinen Arbeiten wie Gemüse schneiden, Orangensaft pressen und mehr zur Hand. Sobald die ersten Gäste bestellen bringe ich ihnen ihr Frühstück und ihre Getränke (tolle frische Säfte aus allen erdenklichen Obst- und Gemüsesorten und hervorragenden Kaffee). Ich bin außerdem für den gesamten Abwasch zuständig. Ich reinige alles grob von Hand in der Spüle, stelle es dann in die Maschine und räume es wieder zurück an den Platz sobald es sauber ist (es brauchte einige Zeit bis ich mir merken konnte wo all die unzähligen Pfannen, Töpfe, Bestecke und Teller hingehören!). An ruhigen Tagen mit wenigen Bestellungen erledige ich Arbeiten wie das Reinigen aller Kühlschränke, der Regale oder der Bar.
Die Arbeit macht mir richtig Spaß. Die Mischung aus unterschiedlichen Tätigkeiten ist genau richtig um etwas Routine zu bekommen ohne dass es langweilig wird. Überstunden gibt es so gut wie keine da Paul und Hazel genau darauf achten, dass man nur die vorgesehenen Stunden arbeitet. Wie bereits erwähnt arbeite ich in der frühen Schicht. Diese beginnt um 7:00 oder 7:30 Uhr. Das heißt ich bin spätestens um 12:30 Uhr mit meiner Arbeit fertig. Den Rest des Tages nutze ich um mit den anderen Volunteeren Zeit zu verbringen, zum Strand zu gehen oder etwas längere Wanderungen in der Umgebung zu unternehmen (mehr zu unseren Unternehmungen später).

4. Die Natur
Vom großen Balkon des Retreats aus sehe ich jeden Morgen um ca. 06:15 Uhr die Sonne über dem Meer aufgehen und den Regenwald erhellen. Es sieht jeden Tag anders aus und ist immer wunderschön!
Die Vegetation im Regenwald ist beeindruckend. Riesige Bäume, Palmen und Farne sind überwuchert von Lianen und anderen Kletterpflanzen. Kleine Bäche schlängeln sich den Berg hinab, überall zirpt, pfeift, raschelt und ruft es. Um euch einen Eindruck davon zu vermitteln hier einige Bilder die ich auf dem Pfad vom Retreat zum Strand aufgenommen habe.
Dieses Schild steht am unteren Ende des Pfads am Parkplatz...allerdings sind die 10 Minuten für den Weg aufwärts eine sportliche Schätzung für untrainierte Gäste :)

Der letzte Wegabschnitt zum Strand hinunter...
...und angekommen :)
Die Strände hier sind traumhaft. Feiner Sand im Wechsel mit Felsen, tolle Palmen. Das Wasser ist viel wärmer als Sydney.
Ein Paradies für Muschelsammler wie mich!
Diese malerische Seilschaukel ist einen Strandabschnitt neben unserem.
Hier spielen viele Kinder.
Der Strand an einem trüben windigen Tag
Australien macht hier seinem Ruf als das Land mit den meisten verrückten Tieren alle Ehre. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll :-) Ich gehe mal nach der Größe vor. Moskitos gibt es hier gefühlt nicht so viele wie in Thailand, aber vielleicht bin ich inzwischen auch einfach nicht mehr empfindlich gegenüber den Stichen. Dafür gibt es Frösche, Skorpione, Gottesanbeterinnen (Praying Mantis), wunderliche Raupen und wunderschöne große Schmetterlinge.
Eine Gottesanbeterin
Und es gibt Spinnen. Unglaubliche Spinnen. Von mehr als beeindruckender Größe. Da gibt es die „Golden Orb-Weaving“-Spinnen (diese werden mit Beinen weit größer als meine Handspanne), „Huntsman“-Spinnen (eher haarig und mit einem dicken fetten Körper) und viele weitere. Ein besonders nettes Erlebnis hatte ich bei einem meiner Spaziergänge zum Strand. Weil ich damit beschäftigt war auf den Boden zu schauen bemerkte ich das riesige Spinnennetz nicht, das auf Hüfthöhe begann und insgesamt über 2 Meter groß war. Die „Golden Orb-Weaving“-Spinnen weben ihre Netze in rasanter Geschwindigkeit an den unmöglichsten Orten. Jedenfalls lief ich direkt hinein. Der Faden ist nicht wie ich ihn von zuhause kenne. Er ist dick, zäh und klebrig. Mir schoss sofort durch den Kopf, dass dieses Vieh nun irgendwo auf mir sitzen muss. Ich fand es dann auf meinem Oberschenkel, den es weitgehend bedeckte. Ich muss sagen, dass ich eine panischere Reaktion von mir erwartet hätte...anscheinend habe ich mich in Thailand bereits an Riesenspinnen gewöhnt. Wildes Um-mich-schlagen und schreien waren trotzdem nicht vermeidbar :-) Aber nach einigen Sekunden ging es wieder. Seitdem achte ich noch mehr die manchmal kaum sichtbaren Netze.
ACHTUNG die folgenden Bilder sind meiner Meinung nach nichts für schwache Nerven.
Dieses Foto habe ich mit grooooßem Zoom aus sicherer Entfernung aufgenommen.
Das ist ein Foto einer anderen Volunteerin. Es ist eine Huntsman-Spinne.
Eine weibliche Golden Orb-Weaving-Spinne. Die mit den großen Netzen.
Um weiter der Größe nach vorzugehen kommen nun die Schlangen. Bis jetzt habe ich allerdings erst eine kleine ca. 80 Zentimeter lange gesehen. Es gibt anscheinend aber auch große. Das nächst größte Tier sind dann die Eidechsen (Lizards). Reptilien gibt es von winzig klein bis zu Krokodilen. Krokodile bekommt man so gut wie nicht zu Gesicht (sie sind in der Regel nicht in der Nähe von Menschen) aber auf einer Wanderung habe ich einen riesigen sogenannten „Monitor Lizard“ gesehen. Sein Körper war ohne den Schwanz sicher über einen Meter lang und 20 Zentimeter hoch. Leider ist er so schnell davon gehuscht, dass ich kein Bild machen konnte. Von einem kleineren Exemplar das ich an einem anderen Tag gesehen habe konnte ich ein Foto schießen:
Jetzt komme ich zu den verrücktesten Kreaturen die hier so herumlaufen: den Cassowaries (zu deutsch Kasoware). Das sind die größten Vögel der Welt und sie sind ziemlich leicht reizbar. Optisch ähneln sie Strausen. Die Körper gehen mir teilweise  bis zur Brust, mit ihrem Kopf der auf dem langen Hals sitzt sind sie größer als ich. Ihre immensen Klauen sind größer als meine Füße. Wenn einem ein Cassowary über den Weg läuft musst man sich absolut still verhalten und nicht bewegen. Dann stolzieren sie einfach vorbei. Würde man auf sie zugehen oder wegrennen würden sie sich exakt gleich verhalten und einen angreifen. Klingt gefährlich, ist es aber eher nicht. Es gibt so gut wie keine Angriffe der Vögel da die Menschen hier wissen wie sie sich zu verhalten haben. An einem Tag musste ich zehn Minuten warten bis ich in mein Zimmer gehen konnte weil ein Cassowary im Teich davor gebadet hat.
Hier versucht Bee (eine andere Volunteerin) sich so ruhig wie möglich zu verhalten während der Vogel vorbei spaziert.
Ein Cassowary Warnschild
4. Unternehmungen
Wie erwähnt unternehme ich nach meiner Arbeit Ausflüge an den Strand oder in die Umgebung. Ein paar Mal bin ich auf den nahe gelegenen Bicton Hill gewandert. Von dort hat man einen tollen Blick.
Hier sieht man Bicton Hill

Außerdem laden die langen Strände natürlich zu ausgedehnten Spaziergängen und Klettertouren über die Felsen ein.
Abends gehen wir manchmal alle zusammen zum Strand und haben ein sogenanntes Bonfire – ein Feuer am Strand aus dort zusammen gesammeltem Holz. Dort am Meer zu sitzen, am Feuer und in den Sternenhimmel zu schauen – das ist echtes Australien-Feeling!

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